Manchmal kommt es anders …

… als man denkt. Nach einer tollen Vorbereitung über den Winter musste ich im Februar überraschend eine Knie-Operation einschieben.

Bestens vorbereitet wollte ich in die Saison 2022 starten und die Zeichen standen dank eines guten Trainings in der Vorbereitung hervorragend. Ich war noch richtig stolz, es in den Olympiabericht des Österreichischen Olympischen Comité ÖOC 2021 geschafft zu haben (https://www.yvonne-marzinke.at/oeoc-jahresbericht-2021/) – großes DANKE an das Olympiazentrum Salzburg Rif an dieser Stelle! Weil man aber leider nie alles perfekt planen kann, kam es dann doch ein bisschen anders …

OP im Uniklinikum Salzburg

Foto: privat

Im Februar musste überraschend eine Knie-OP eingeschoben werden. Ich hatte zwar keine Beschwerden, aber durch Zufall stellte sich heraus, dass hier schon länger einiges im Argen lag. Zum Glück hat man das entdeckt. Sonst hätte es laut den Ärzten passieren können, dass plötzlich überhaupt nichts mehr gegangen wäre. Möchte ich mir gar nicht vorstellen … So standen für mich erstmal nicht Rad, Berg und Kraftkammer auf dem Trainingsplan, sondern Krankenhaus und Pause. SALK Orthopädie und Traumatologie sowie dem ganzen Team um Oberarzt Dr. Hübner und der Station 4c möchte ich wirklich Danke sagen für ihre Unterstützung in dieser Zeit!

Zusammen mit dem Olympiazentrum Salzburg Rif habe ich mich danach wieder an die Arbeit gemacht, um bald wieder an der Startlinie stehen zu können.

Antreten zum SportRapport!

Aber natürlich! Sehr gerne sogar – für den Podcast SportRapport des Österreichischen Bundesheeres stand ich vor kurzem Andreas Onea vor dem Mikrofon Rede und Antwort. Genau wie ich wird er demnächst bei den Paralympics 2020 am Start sein.

Wer wie ich Heeressportlerin beim Österreichischen Bundesheer ist, muss auch schon mal zum Rapport antreten. Na gut, genauer gesagt war es für mich der SportRapport, zu dem ich eingeladen war. Das ist der Podcast des Heeres, der von Andreas Onea moderiert wird und Soldatinnen und Soldaten des Heeressports vorstellt.

Interview mit Andreas Onea

Auf die Aufnahmen in Wien habe ich mich im Vorfeld schon sehr gefreut. Andreas Onea kenne ich mittlerweile schon recht gut und ich schätze ihn als Moderator sehr. Er hat eine sehr angenehme Art und macht seinen Job beim ORF ja auch wirklich gut. Gleichzeitig ist er für mich natürlich ein „Arbeitskollege“, schließlich ist er ebenfalls Para-Heeressportler und geht in Tokyo als Schwimmer an den Start. Es ist kein Geheimnis, dass er ein absoluter Medaillenkandidat ist …

Sport Rapport mit Andreas Onea

 

Mein Engagement als Behinderten-Vertrauensperson

Beim SportRapport haben wir über meinen sportlichen Weg geredet, über meine Vereidigung ebenso wie über die Einkleidung für Tokyo und meine Erwartungen. Über meinen Sport zu sprechen, macht mir wirklich Spaß – das ist meine Leidenschaft, da kenne ich mich aus und das ist mir wichtig. Ein weiteres wesentliches Thema war mein Engagement als Behinderten-vertrauensperson beim Heeressport.

Ich bin Ansprechpartnerin und Vertretung für die 20 Heeressportlerinnen und Heeressportler. Mit meiner Stellvertreterin Katrin Neudolt gemeinsam habe ich mich dafür eingesetzt, dass die Verträge der bereits angestellten Behindertensportlerinnen und -sportler auch längerfristig weitergeführt werden. Auch die Gleichstellung und die berufliche Absicherung nach dem Leistungssport sind mir ein wesentliches Anliegen. Und ich bin stolz, dass wir da viel erreichen konnten! Mit diesem System ist das Heer „weltweites Vorbild“, wie es in einem Bericht des ÖPC heißt. Ich bin davon überzeugt, dass ehemalige Leistungssportlerinnen und -sportler für das Österreichische Bundesheer top motivierte Mitarbeitende sein können, die sich bereits in den Strukturen auskennen.

Zu meinem Beitrag beim SportRapport geht es übrigens mit diesem Link. Und es lohnt sich auch in die anderen hineinzuhören.

Training in der Sauna

Und was macht mein Training neben all diesen Terminen aktuell? Ja, ich schaffe es, mich diszipliniert und konsequent auf das Training zu konzentrieren, um für Tokyo in Top-Form zu sein. Dazugekommen ist aktuell auch das Training in der Sauna – mit vielen Aufgüssen. Klingt anstrengend? Ist es auch! Aber ich will eben wirklich gut vorbereitet sein!

Training von Yvonne Marzinke in der Sauna

(c) Rüdiger Jahnel, Olympiazentrum Salzburg

Jetzt wird’s langsam ernst – Next stop: Tokyo

Die Paralympics 2020 stehen quasi vor der Tür – und das natürlich dank jeder Menge Unterstützung. In meinem Terminplan stand deshalb zuletzt öfter mal „Verabschiedung“.

Einen feierlichen Anlass gab es gleich Anfang Juli: Das Business- und IT-Beratungsunternehmen Q_PERIOR feiert das 10-Jahres-Jubiläum des Headquarters München. Q_PERIOR ist nicht nur mein ehemaliger Arbeitgeber, sondern auch ein langjähriger Sponsor. Diese Unterstützung ist für mich wirklich wesentlich – großes DANKE, dass ihr meine Road to Tokyo und meine Teilnahme an den Paralympics 2020 mit eurem Sponsoring mit ermöglicht habt und meine Partner seid!

Yvonne Marzinke beim Interview mit qperior

Ich habe „einst“ als Werksstudentin bei Q_PERIOR gearbeitet – heuer war meine Rolle allerdings eine andere. Zum Jubiläum in München wurde ein Event mit dem Motto „10 Years Together With You“ organisiert, bei dem man eine Live-Sendung zu allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weltweit übertragen hat. Teil der Sendung war das „Sportstudio“, mit dem Q_PERIOR sein Sport-Sponsoring vorgestellt hat. Florian Schwarz vom Bayrischen Rundfunk und ein Top-Filmteam haben hier wirklich eine tolle Sache auf die Beine gestellt. Alles wurde gut vorbereitet und geprobt, schließlich wurden die Interviews auf Englisch geführt. Christina Röscher präsentierte das Bob-Team Beierl, das Curling-Team Tirinzoni und das deutsche Segelteam GER 24 Nadine Böhm und Ann-Christin Goliaß sowie meine Wenigkeit.

Vom Sportland Oberösterreich nach Tokyo

„Verabschiedung“ hieß es bald danach zum ersten Mal – im Landhaus Linz. Das Sportland Oberösterreich lud dazu ein. Landesrat Markus Achleitner und Landessportdirektor Gerhard Rumetshofer verabschiedeten die Paralympics-Sportlerinnen und -Sportler und mir wurde bewusst, dass die Spiele wirklich immer näher kommen …

Mit Bürgermeister Josef Wendtner folgte dann die Verabschiedung durch die Marktgemeinde Mondsee, wo ich wohne. Und auch Beate Mosing von der PR- und Kommunikationsberatung Doppelpunkt aus Graz, die mich normalerweise „aus der Ferne“ mit der Website-Redaktion und beim Online-Marketing unterstützen, schaute bei mir am Mondsee vorbei, um mir alles Gute für den letzten Abschnitt auf der Road to Tokyo zu wünschen.

Yvonne Marzinke mit Bürgermeister Wendtner, Mondsee

Jede Menge Programm

Dass es – verglichen mit der langen und intensiven Vorbereitungszeit – wirklich nur mehr ein „Katzensprung“ bis zum Abflug nach Tokyo ist, machte mir dann schließlich die Einkleidung der Sportlerinnen und Sportler durch das Österreichische Paralympische Komitee ÖPC der der AUVA in Wien bewusst. Tags darauf fand der Teamworkshop des ÖPC ebenfalls in Wien statt. Von Vorträgen der nationalen Anti-Doping-Agentur NADA über sportpsychologische Themen bis hin zur Sportbildagentur GEPA wurde viel geboten. Und last but not least wurde es nochmal wirklich feierlich: Die Verabschiedung und Vereidigung durch Sportminister und Vizekanzler Werner Kogler, Landesverteidigungsministerin Klaudia Tanner und Minister Wolfgang Mückstein stand am Programm und wurde live auf ORF SPORT+ übertragen.

Offizielle Verabschiedung nach Tokio

(c) GEPA pictures

Start zu den Paralympics 2020

24 Athletinnen und Athleten werden in 8 Sportarten für Österreich antreten. Das größte Team ist dabei das Radteam, dessen Teil ich bin. Für 11 Sportlerinnen und Sportler wird es das Paralympics-Debüt sein. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden sind übrigens – so wie ich – Heeresportlerinnen bzw. Heeressportler des Österreichischen Bundesheeres. Ein Taschengeld für Tokyo gab es übrigens dank des „Tokyo Quiz“: Erster wurde das Team mit Leichtathlet Thomas Geierspichler und Reiterin Valentina Strobl, zweiter wurden Kanufahrer Mandy Swoboda und ich. Wenn das mal keine guten Vorzeichen sind …

Verabschiedung Paralympics Team

(c) GEPA pictures

 

Einlagerung statt Einkleidung

Es waren gemischte Gefühle, die mich bei diesem Pressetermin in der Rossauer Kaserne, im Bundesministerium für Landesverteidigung Wien, begleiteten. Warum? Es ist ein wichtiger und sehr feierlicher Moment im Vorfeld von olympischen und paralympischen Spielen, wenn die Einkleidung der Sportlerinnen und Sportler stattfindet. Aber … Ja, aber Corona hat halt aktuell wirklich alles umgekrempelt. So auch in diesem Fall: Aufgrund der Verschiebung der olympischen und paralympischen Spiele wurde nämlich auch die Einkleidung der Sportlerinnen und Sportler um ein Jahr verschoben.

Was ich dann in der Rossauer Kaserne zu suchen hatte? Ich war von Ministerin Klaudia Tanner mit drei weiteren olympischen und zweit paralympischen Sportlerinnen bzw. Sportlern ausgewählt worden, bei der feierlichen Einlagerung (!) der olympischen und paralympischen Bekleidung am 17. September 2020 dabei zu sein. Für mich ist das eine große Ehre. Ohne die Unterstützung, die ich als Heeressportlerin durch das Österreichische Bundesheer bekomme, wäre mein „leistungssportliches Leben“ nämlich einfach nicht möglich. Die Heeressport-Plätze ermöglichen uns Leistungssportlern eine optimale Vorbereitung auf die olympischen und paralympischen Spiele, um dort Bestleistungen zu bringen. Für Behindertensportlerinnen und -sportler wurde der Zugang zum Heeressport übrigens im Jahr 2016 geöffnet – an dieser Stelle vielen herzlichen Dank für diese perfekte Möglichkeit!

Yvonne Marzinke, Einkleidung Bundesheer

Aber zurück zur Einlagerung der Bekleidung: Auch den Lagerplatz für unsere Outfits stellt das Österreichische Bundesheer in diesem Fall in der Heeresbekleidungsanstalt in Brunn am Gebirge zur Verfügung. Mit dem Bundesheer und zahlreichen Würdenträgern sowie ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat und ÖOC-Präsident Karl Stoss wurde diese Einlagerung nun im September im Kasernenhof feierlich inszeniert – ein bisschen Gänsehaut ist immer dabei, schließlich sind die olympische und paralympische Spiele mit allem was dazu gehört eben unvergleichlich. Gleichzeitig auch eigenartig: Wäre mit Tokio 2020 alles glatt gelaufen, hätte die Einkleidung mit der ERIMA-Sportbekleidung zu diesem Zeitpunkt schon stattgefunden gehabt … Tja, oft kommt es eben anders als man denkt.

 

Yvonne Marzinke, Einkleidung Bundesheer (c) ÖPC Vesely

(c) ÖPC Vesely

Nun müssen wir uns also noch gedulden und verständlicherweise müssen die riesigen Mengen an Bekleidung bis dahin natürlich sorgsam verwahrt werden – bestimmt werden sie in ihren Regalen und Kleiderschränken dem neuen Termin der Spiele ebenso wie wir Sportler entgegenfiebern. Der Unterschied ist nur, dass sie im wahrsten Sinn des Wortes „rumhängen“ dürfen, während wir weiter trainieren werden, um auch zum neuen Termin top vorbereitet an den Start zu gehen.